1. Grazer Kaffeehausliteratur-Stipendium

Das Grazer Kaffeehausliteratur-Stipendium wurde von der Redaktion der Literaturzeitschrift manuskripte für die Murinsel Graz entwickelt.
Erster Stipendiat ist der manuskripte-Klassiker Willi Hengstler.

Pressetext und mehr:

Grazer Kaffeehausliteratur-Stipendium

Eine Kooperation von Murinsel Graz und der Literaturzeitschrift manuskripte

Auch in Zeiten von Coffee-to-go und Rückzug ins Home-Office hat das Kaffeehaus als Ort der Inspiration nichts an Faszination eingebüßt. Immer noch wird, wie zu Zeiten von Josef Roth, Peter Altenberg oder Alexander Roda Roda, in Cafés geschrieben – und welcher Ort eignete sich dafür besser als das Kaffeehaus auf der Murinsel, die ja selbst, unwahrscheinlich wie eine kühne Metapher, zwischen den Ufern des Möglichen ankert?
Und so lädt das Murinsel-Café ab Mai 2022 Schreibende, die von der manuskripte-Redaktion ausgewählt werden, für einen bestimmten Zeitraum auf Kaffee ein. Die so entstehenden Prosaskizzen, lyrischen Impressionen und Gedankenspiele werden mit einer
Lesung im Café
präsentiert.
Mit dem Kaffeehausliteratur-Stipendium bietet Graz einem traditionellen Genre der Moderne eine zeitgenössische Plattform und erweist sich als Hauptstadt auch der Kaffeehauskultur!

Der erste Grazer Kaffeehausliteratur-Stipendiat: Wilhelm Hengstler

Der erste Kaffeehausliteratur-Stipendiat, der von der manuskripte-Redaktion ausgewählt wurde, ist
ein echter Grazer Klassiker
: Wilhelm Hengstler zählte neben etwa Peter Handke und Alfred Kolleritsch zum innersten Kern der sogenannten „Grazer Gruppe“, die sich in den 60ern aufmachte, um vom Forum Stadtpark und den manuskripten aus „die Literatur zu erobern“.
Hengstler wurde 1944 in Graz geboren, promovierte 1969 als Jurist und arbeitete danach als Kulturjournalist u. a. für die »Volksstimme« und »Die Presse«. Als Regisseur drehte er die Jack-Unterweger-Verfilmung Fegefeuer (1989), Tief oben (1995) sowie mehrere Dokumentationen.
Zu seinen literarischen Werken zählen u. a. Die letzte Premiere (Suhrkamp 1987), fare (Droschl 2003) und flussabwärts, flussabwärts (Droschl 2015). 1995 wurde Hengstler mit dem Viennale-, 2004 mit dem manuskripte-Preis des Landes Steiermark ausgezeichnet. Heute lebt er in Judendorf bei Graz.
Die „Amtszeit“ des ersten Kaffeehausliteratur-Stipendiaten dauert bis Ende Juni. Seine Vorhaben? Im Gespräch mit Murinsel-Programmchef Wolfgang Skerget und der manuskripte-Redaktion kündigte Willi Hengstler an, sich auf der Murinsel regelmäßig mit Grazer Freunden zum Austausch treffen und ein Journal über seine Erlebnisse im Kaffeehaus führen zu wollen.
Am 3.6. um 18:30 liest Wilhelm Hengstler im Murinsel-Café aus seinem Insel-Tagebuch und diskutiert mit manuskripte-Herausgeber Andreas Unterweger und dessen Studierenden vom Institut für Sprachkunst Wien über Kaffeehausliteratur und andere Kurzprosaformen.
***

Kaffeehausliteratur

Foto: Wilhelm Hengstler und Andreas Unterweger im Murinsel-Café mit den manuskripte-Ausgaben von Hengstlers erster und jüngster Veröffentlichung in der Grazer Literaturzeitschrift (Heft 17, 1966, und 235, 2022).
© manuskripte