Herzlichen Glückwunsch zum manuskripte-Preis des Landes Steiermark 2025, liebe Volha Hapeyeva!
Jurybegründung
Politisches Engagement und poetische Eleganz kennzeichnen das Gesamtwerk Volha Hapeyevas. Dieses lässt sich inhaltlich
als ein einziges Plädoyer für mehr Sensibilität und Empathie begreifen, das sich sanft, aber bestimmt gegen jegliche Form des
Machtmissbrauchs richtet. Geprägt von den Erfahrungen ihrer Kindheit und Jugend zieht die gebürtige Minskerin etwa Parallelen
zwischen den Schikanen der Diktatur und jenen des Patriarchats oder entlarvt schon allein den Benennungsprozess von Tieren
und Pflanzen als „autoritären Vorgang“.
Die Sprache in all ihrer Ambivalenz ist überhaupt eines der Leitmotive im literarischen Werk der promovierten Linguistin.
Zum einen weiß sie nur zu gut, welche destruktive Kraft ihr „immer politischer“ Forschungsgegenstand in den falschen, weil
manipulierenden oder hetzenden Mündern entwickeln kann. Zum anderen aber wohnt dem Arbeitsmaterial der Autorin auch
jenes utopische Potenzial inne, das, wie es in einem ihrer Gedichte heißt, „die welt ruhig und leicht macht“.
So gesehen erinnert uns jeder einzelne von Hapeyevas trotz ihrer schwerwiegenden Inhalte stets zauberhaft leichtfüßig wirkenden
Texte daran, was Poesie gerade in Zeiten allerorts eskalierender Machträusche bedeuten kann: einen Gegenpol, eine Zuflucht oder
auch, wie für sie, die zum Nomadismus gezwungene Dichterin: ein „Zuhause“.
Der Literaturzeitschrift manuskripte ist Volha Hapeyeva seit ihrem ersten Aufenthalt in Graz als Stipendiatin des Internationalen
Hauses der Autorinnen und Autoren 2013 verbunden. Die Zusammenarbeit intensivierte sich noch während ihrer Zeit als Grazer
Stadtschreiberin 2019/2020 (betreut von der Kulturvermittlung Steiermark in Zusammenarbeit mit dem Kulturressort der Stadt).
2024 veröffentlichte sie in den manuskripten etwa nicht nur ihren auch bei den Internationalen Literaturdialogen ausgezeichneten,
auf Deutsch geschriebenen Essay Was wir nicht über Vögel wissen, sondern stellte der Zeitschrift auch ihr verspieltes religiöses Manifest
Glaubi Unbenanntos samt einer umfangreichen Bilddokumentation ihrer Ausstellung Archiv der kleinen Wesen im Afro-Asiatischen Institut
(kuratiert von Evelyn Tschernko) zur Verfügung.
Volha Hapeyeva, geb. 1982 in Minsk/Belarus, ist Autorin von Gedichtbänden, Romanen, Essays, und Kinderbüchern. Sie studierte Englisch,
Deutsch, Französisch sowie Gender Studies und promovierte in Vergleichender Sprachwissenschaft.
Für ihr literarisches Werk erhielt sie zahlreiche Preise und Auszeichnungen, zuletzt den English PEN Translates Award 2021, den
rotahorn-Literaturpreis 2021 und den Wortmeldungen-Literaturpreis 2022. Anfang 2025 war sie erste Friederike-Mayröcker-Residence-Stipendiatin
des Literaturhaus Wien.
Ihre Bücher wurden in mehr als 15 Sprachen übertragen. Sie selbst übersetzt ins Belarusische, hauptsächlich aus dem Englischen, Deutschen und
Chinesischen, aber auch aus anderen Sprachen wie Japanisch, Lettisch und Ukrainisch.
Veröffentlichungen auf Deutsch: Mutantengarten (Gedichte, übersetzt von Matthias Göritz, Martina Jakobson und Uljana Wolf. Thanhäuser 2021),
Camel Travel (Roman, übersetzt von Thomas Weiler, Droschl 2021), Die Verteidigung der Poesie in Zeiten dauernden Exils (Verbrecher Verlag 2022),
Trapezherz (Gedichte, übersetzt von Matthias Göritz, Droschl 2023) und Samota. Die Einsamkeit wohnt im Zimmer gegenüber (Roman, übersetzt von
Tina Wünschmann und Matthias Göritz, Droschl 2024).
[Im Februar 2026 erscheint bei Droschl ihr Essayband Wörterbuch einer Nomadin.]
Andreas Unterweger, März 2025,
im Namen der Literaturjury des Landes Steiermark (Daniel Hadler, Christoph Hartner, Max Höfler, Klaus Kastberger, Angelika Klammer,
Angelika Reitzer, Andrea Stift-Laube, Andreas Unterweger)

© Literaturverlag Droschl





























































































































































































































































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